In der Literatur finden sich Berichte über eine „paradoxe“ Bradykardie während schwerer Blutungen beim Menschen. Selbes Phänomen kann in seltenen
Fällen beispielsweise auch bei Regionalanästhesien beobachtet werden.
In Untersuchungen konnte dies auf den Bezold-Jarisch-Reflex zurückgeführt werden.
Der Bezold-Jarisch-Reflex zeigt eine Symptom-Trias aus Bradykardie, Hypotonie und Apnoe und wurde 1867 erstmals von Bezold und Hirt beschrieben. Später zeigten Jarisch und Richter, dass sich der Rezeptorbereich für diesen Reflex im Herzen befindet und nicht -wie zuvor vermutet- in großen Körpergefäßen liegt.
Die ventrikulären Rezeptoren, die dem Bezold-Jarisch-Reflex zugrunde liegen, befinden sich in den Wänden der Ventrikel und beeinflussen sowohl den Nervus Vagus als auch das sympathische Nervensystem. Durch diesen Einfluss ist der Reflex in der Lage, die arterielle Barorezeptorreaktion (der großen Gefäße) zu übersteuern.
Kommt es zu einer ausgeprägten Hypovolämie, wird das Füllungsvolumen der Ventrikel deutlich reduziert. In diesem Fall können die ventrikulären Rezeptoren durch abnormales „Zusammendrücken“ des Myokards aufgrund einer starken Kontraktion um eine fast leere Kammer herum erregt werden, wodurch das Phänomen der paradoxen Bradykardie ausgelöst werden kann.

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