Der größte Teil Deiner Wirkung während des Vortrags erreichst Du visuell, den kleineren Teil durch die Sprache und -auch wenn es kaum jemand glauben mag- den geringsten durch den Inhalt.

Es macht also “ausgesprochen Sinn”, das gesprochene Wort durch den bewussten Einsatz Deiner Hände zu unterstützen. Ziel hierbei ist es, Deinen Worten Nachdruck oder gar erst den richtigen Ausdruck zu verleihen, ohne dabei das natürliche Gesamtbild zu verlieren. Und das ist gar nicht so einfach. Wie schwer dies sein kann siehst Du, wenn Redner Ihre Hände entweder gar nicht einsetzen (sondern sich beispielsweise an einem Podest festkrallen) oder andererseits wild gestikulierend und beinahe schon aggressiv und gekünstelt mit den Händen herumfuchteln, wie ich es nur allzu gern in YouTube-Vlogs hoch motivierender Mitstreiter beobachten darf.

Folgend erfährst Du die wichtigsten Aspekte für den richtigen Einsatz Deiner Hände, um Deinen Worten den richtigen Biss zu geben und ich werde auch erwähnen, was Du vielleicht vermeiden solltest.

Die Wirkung Deiner Arme und Hände für Deine Körperhaltung und Deine Sprache kannst Du bewusst testen, indem Du während einer Deiner Proben einmal den Vortrag beginnst und dabei ganz bewusst Deine Arme und Deine Hände dicht am Körper belässt. Lass die Arme einfach hängen und presse Deine Handflächen an Deine Oberschenkel. Wie fühlt sich das an?

Im nächsten Schritt öffnest Du Deine Arme ganz bewusst bereits bei den ersten Worten und setzt Deine Hände ein, um das gesprochene Wort zu akzentuieren. Welchen Unterschied spürst Du? Ich bin mir sicher, dass Du einerseits ein mulmiges Gefühl hast, weil Du Dich sehr öffnest und das wahrscheinlich in Deinem Alltag weniger deutlich tust und gleichzeitig wirst Du feststellen, dass sich Deine Sprache in Ton, Lautstärke und vielleicht sogar in Deiner Ausdrucksweise zu ändern beginnt. Ich verspreche Dir, dass Du trotz der selben Worte zwei vollkommen unterschiedliche Vorträge halten wirst, wenn Du Dich diesem bewussten Selbsttest unterziehst.

 

Die 10 “fails” für Arme und Hände  oder  Was Du keinesfalls tun wirst:

  1. Deine Arme verschränken
  2. Deine Arme beinahe leblos neben Deinem Körper hängen lassen
  3. Wild und ohne Sinn und Verstand gestikulieren
  4. Deine Arme hinter Deinem Rücken verschränken
  5. Deine Hände ins Gesicht führen
  6. Nervös und unkontrolliert mit Deinen Händen an Körperpartien oder Kleidung nesteln
  7. Deine Hände in irgendwelche Taschen stecken
  8. Deine Hände falten oder gar in die „Angela-Merkel-Gedächtnis-Raute“ platzieren
  9. Dich an ein Podest (oder sonst irgendwas) klammern
  10. Mit dem Presenter (Laser-Pointer) oder anderen Gegenständen herumspielen

 

Was Du für den Einsatz Deiner Hände als Speaker beachten solltest:

Öffne Deine Arme bei der Begrüßung

Die Ausdrucksweise “mit offenen Armen empfangen” hat einen tieferen Sinn, den Du im Rahmen Deines Selbsttests sehr schnell nachvollziehen wirst. Tatsächlich geht es Dir hierbei aber nicht nur darum, dass Dein Publikum sich wortwörtlich mit offenen Armen empfangen fühlt, sondern Du nutzt durch diesen Einstieg auch die Chance, dass Dir Deine gesamte Körperhaltung und Bewegung Deiner Arme und Hände die Möglichkeit gibt, tatsächlich selbstbewusstere Stimmfarbe zu entwickeln und mit selbstbewussterem Gefühl vor die Zuschauer zu treten. Wenn Du diese Form des Einstiegs regelmäßig übst, wird das erste Unwohlsein schnell verschwinden und Deine Bewegungen von Mal zu Mal natürlicher, wodurch schließlich die positive Unterstützung Deiner Präsentation bleibt und die negativen Aspekte durch das Training immer weniger werden.

 

Akzentuiere durch Bewegung Deiner Hände

Die Hände darfst Du in Abhängigkeit Deiner Worte einbringen, um Deine Aussagen zu unterstreichen. Hier liegt der Teufel im Detail. Beobachtest Du einige übermotivierte Trainer oder Redner, wirst Du schnell erkennen, dass die Hände wild wedelnd versuchen, JEDES  EINZELNE  WORT zu unterstützten. Und das ist natürlich quatsch. Ein “und” oder “für” oder “über” (etc., etc.) muss natürlich nicht akzentuiert werden. Und hier trennt sich einfach die Spreu vom Weizen. Arme und Hände sollen oder müssen gar zum Einsatz kommen…aber bitte mit Maß, Ziel und bewusstem pointieren. Aber auch hier gilt: ohne Fleiß, kein Preis.

 

Fäuste implizieren enormen Nachdruck

Jaja, die lieben Fäuste. Tatsächlich hat deren Einsatz im Laufe der Jahrzehnte vor allem in Deutschland während gängiger Reden abgenommen. Der Einsatz wild wedelnder Fäuste kennt man am ehesten noch aus politisch hoch motivierten Reden, die im allgemeinen Business eher etwas “too much” sind. Ich empfehle weitestgehend hierauf zu verzichten. Aber wenn Du diesen Blog liest und eine tatsächlich flammende Rede halten willst, die beispielsweise Deine politischen Überzeugungen in der kämpferischen Antrittsrede auf den Punkt bringt, kann die geballte Faust EINMALIG zum Einsatz gebracht tatsächlich Wunder bewirken. Setze Sie in Deinen Vorbereitungen für den Vortrag ein und höre in Dich hinein. Dein Gefühl -und da vertraue ich Dir voll und ganz- wird Dir sagen, ob der Einsatz Deiner Faust tatsächlich angebracht ist oder nicht. Aber vergiss nicht: ein Mal im Vortag ist ok, aber zwei Fäuste zeigen einen Boxer und keinen Speaker.

 

Der berühmte Zeigefinger

Der gezielte Einsatz Deines Zeigefingers hat etwas sehr (er-)mahnendes. Sehr schnell kann es in Abhängigkeit Deiner Mimik, Körperhaltung und Inhalte Deiner Worte aber auch zu besserwisserischen Eindrücken kommen. Auch wenn der Zeigefinger gern in Reden zur Anwendung kommt, habe ich es bis heute geschafft, komplett auf dessen Einsatz in meinen Vorträgen zu verzichten. Stell Dich in Deinen Übungen vor den Spiegel und sieh Dir bewusst an, wie es wirkt. Damit kannst Du in aller Ruhe entscheiden ob und zu welchem Zeitpunkt Deiner Rede Du diese Geste tatsächlich zum Einsatz bringen möchtest.

 

Das „OK“ des Tauchers

Wenn Daumenspitze und das Ende des Zeigefingers ein o bilden, zeigt der gelernte Taucher, dass alles in Ordnung ist. Der Speaker zeigt, dass er genau in diesem Moment eine beinahe welterschütternde Wahrheit sagt. Auch hier ist die Wirkung wie auch bei dem Zeigefinger extrem davon abhängig, wie sich die restliche Körpersprache, Deine Stimme und Dein Inhalt verhält. Gleichzeitig muss ich sagen, dass diese Geste unter gezieltem Einsatz eine enorme Wirkung entfalten kann und mir persönlich bis heute deutliche mehr liegt als der Zeigefinger, denn ich möchte es immer und immer und immer vermeiden, auf dem Podium als Besserwisser oder Prediger wahrgenommen zu werden. Versuch es. Du wirst während Deiner Proben spüren, welches Gefühl der bewusste Einsatz dieser Geste auslösen kann.

Ich bin der festen Überzeugung, dass es Dich persönlich ein großes Stück weiterbringen wird, wenn Du von nun an Deine Arme und Hände bewusst und zur Unterstützung Deiner gesprochenen Worte zum Einsatz bringst.

Und nicht vergessen: die Dosis macht das Gift.

Sebastian.