Eigentlich wollte ich die Kategorie „du entscheidest!“ einschlafen lassen. Nachdem eine gute Freundin, Leserin und Kritikerin mir nun den Hinweis gab, dass ich ihr noch eine Antwort in diesem Blog schuldig sei, kann ich ja wohl nicht anders als doch noch zumindest einen Teil meiner Gedanken zur Entscheidungsfindung zu ergänzen.
Nachdem du in BLOG 1 gelesen hast, dass es die bewussten und nicht die unbewussten Entscheidungen sind, die uns (kognitiv) wirklich weiterhelfen, habe ich dir in BLOG 4 beschrieben, warum wir unter Druck so große Probleme haben, gut durchdachte Entscheidungen zu treffen.
Einer meiner Schlüssel im Umgang mit diesem Dilemma ist die Zahl Drei und genau diese Zahl wird dich während dieses Blogs immer wieder begleiten.
Sicher ist dir schon aufgefallen, dass sich die Drei wie ein roter Faden durch dein Leben zieht: „Aller guten Dinge sind drei“, „die drei Fragezeichen“ und hitzige Diskussionen, die mit „erstens, zweitens und drittens“ ihre Argumente liefern sind kein Zufall. Zudem hast du auch nie mehr als drei Wünsche frei, wenn dir die gute Fee eine Offerte macht und du dich schnell entscheiden sollst. Und weißt du, woran das liegt?
- Du kannst dir unter Druck in Entscheidungssituationen tatsächlich kaum mehr als drei Aspekte wirklich behalten, wenn du den Anspruch hast, diese auch inhaltlich sinnvoll zu bearbeiten.
- Du kannst bei mehr als drei Optionen nicht die Wirkungen und Wechselwirkungen der unterschiedlichen Argumente abschätzen.
- Die ersten drei Ideen oder Argumente sind in den meisten Fällen auch die gewichtigsten und decken (nicht wissenschaftlich validiert) über 80% des Gesamtkontextes ab. Somit sind die weiteren Argumente dann doch meist Ausdruck der Verzweiflung, „weil man sich nicht entscheiden kann“. Durch weiteres Aufzählen von „Klickerkram“ willst du nur Zeit gewinnen, um noch nicht entscheiden zu müssen. Ich weiß, klingt gemein. Ist aber halt so…
Wenn es in einer „dynamischen Situation“ tatsächlich mehrere Baustellen gibt, die es zu bearbeiten gilt, hältst du dich bestenfalls an folgende drei Grundregeln:
- Reduziere zunächst auf die wichtigsten „Big Three“
Die Reduktion auf die drei gewichtigsten Optionen in deiner Entscheidungsfindung bzw. die drei wichtigsten Maßnahmen deines Projekts gehst du als erstes an. Somit reduzierst du komplexe Zusammenhänge auf eine überschaubare Basis, die Grundlage deines weiteren Handelns ist. Achte darauf, dass du mit den essenziellen Grundlagen beginnst, damit du darauf aufbauen kannst und nicht mit den Dingen anfängst, die dir am meisten Spaß machen oder die dir am ehesten zu liegen scheinen. In der Wirtschaft würdest du darauf achten, dass zunächst dein Cashflow stimmt, denn „Cash Is King“ und ohne finanzielle Grundlage macht die schönste Idee und Weiterentwicklung keinen Sinn. In der Notfallmedizin sagt man „behandle erst das, was zuerst tötet“. Und das ist manchmal gar nicht so banal wie es klingt. Doch auch wenn viele lebensbedrohliche Verletzungen gleichzeitig vorliegen, so lässt sich doch immer eine fundierte Reihenfolge der Behandlung ausmachen, wenn man sich die korrekte Reihenfolge zunächst bewusst macht. Und so gibt es noch viele Beispiele, die das hier dargelegte Vorgehen veranschaulichen.
- Mach es mit deinem Vorgehen und Verhalten nicht schlimmer als es ohnehin schon ist.
Dieser Punkt ist insbesondere wichtig für dich, wenn du dazu tendierst, in akuten Entscheidungssituationen spontan (unbewusst) Dinge zu tun oder zu sagen, die schließlich mehr Schaden anrichten als einen Nutzen bringen und die du dann wohl im Nachhinein auch mehr bedauern würdest. Ob dies für dich zutrifft oder nicht, musst du natürlich selbst in Abhängigkeit der Reaktionen aus deiner Umwelt entscheiden. Grundsätzlich halte ich es jedoch für ausgesprochen sinnvoll, diesen Punkt zu beherzigen und immer wieder vor Augen zu führen, denn nicht selten hat man im Verlauf mit Schadenbegrenzung beinahe mehr zu tun als mit der konstruktiven Bearbeitung des Themas.
- Triff eine Entscheidung, denn eine „falsche Entscheidung“ kannst du korrigieren aber „keine Entscheidung“ kannst du auch nicht korrigieren.
Wichtig ist hierbei zu verstehen, dass du in einem Prozess zum „Stillstand“ kommst, wenn du keine Entscheidungen triffst. Es hat dann etwas vom berühmten „Kaninchen, das vor der Schlange steht“ und nicht handelnd seinem Schicksal ins Auge blickt. Und hierin darfst du die größte Gefahr sehen, denn in einem dynamischen Prozess bedeutet dein Stillstand, dass nicht mehr du derjenige bist, der entscheidet, sondern das Umfeld mit seinem Wirken und Wechselwirken auf dich einprasselt. Kurzum: du verlierst die Kontrolle und genau das fühlt sich ganz furchtbar an. Ein Teufelskreis negativer Ereignisse kann hier ganz schnell Folge sein und ich bin mir sicher, dass du dich an das Gefühl in solchen Situationen sehr gut erinnern kannst.
Unter Beachtung oben genannter Punkte ist dann dein Vorgehen für die Entscheidungsfindung in dynamischen Situationen immer das gleiche:
- Formuliere für jedes zu bearbeitende Thema maximal drei Möglichkeiten.
In den meisten Fällen ist dies mehr als ausreichend. Meist findest du sogar in dynamischen Situationen auf Anhieb auch nur zwei Möglichkeiten (nämlich: machen oder nicht machen), was ich grundsätzlich sehr begrüße, denn umso einfacher, desto besser.
- Formuliere für jede Möglichkeit maximal drei Pro-Argumente.
Sich auf die Pro-Argumente zu konzentrieren macht Sinn, da du dich dadurch gestalterisch auf die Option bereits ein Stück weit einlässt und prozessorientierte damit spielen kannst.
- Verzichte bewusst und konsequent auf die Contra-Argumentation der einzelnen Möglichkeiten.
Verzichte auf die Contra-Argumentation, da sich diese meist ohnehin aus den Pros der einzelnen Möglichkeiten ergibt und für konstruktive Entscheidungsfindung eher hinderlich ist. Contras sind destruktiv. Das kannst du jetzt nicht brauchen. Dein Motto: „ich möchte wissen, wie es geht und nicht, wie es nicht geht“, denn das sagt dir ohnehin meist der Rest der Welt.
Dies ist nur eine von sicherlich vielen Möglichkeiten, um in dynamischen Situationen bewusste Entscheidungen zu treffen. Für mich hat sich dieses Vorgehen als ausgesprochen effektiv erwiesen und ich konnte dieses Vorgehen sowohl beruflich als auch privat zu meiner Institution der Entscheidungsfindung etablieren.
Letzten Endes geht es hier im Großen und Ganzen um (natürlich!) drei Punkte:
1. Triff dein Entscheidungen bewusst, sodass du sie auswerten und korrigieren kannst, denn so behältst du die Kontrolle.
2. Sei dir dessen bewusst, dass du unter Druck nicht gut denken kannst und manchmal dennoch handeln musst.
3. Verfolge stets ein Konzept, das darauf basiert, auf die wesentlichen Themen zu reduzieren, damit du eben genau diese überblicken und auch wirklich bearbeiten kannst.
Du hast Fragen oder Ergänzungen zu diesem Thema, möchtest weitere Blogs zu speziellen Punkten in diesem Thema? Dann freue ich mich auf Deine Rückmeldung über Twitter oder via Mail.
Bis dahin,
Sebastian.
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