Während ich in BLOG 7 davon berichtet habe, wie ich nie in einen Vortrag starten würde, habe ich dir in BLOG 9 eine kleine Übersicht darüber gegeben, wie ich ausgesprochen gern in einen Vortag einsteige, um so bei meinem Publikum das Interesse zu wecken und die Aufmerksamkeit an mich zu binden. Im Anschluss an diese Blogs kamen Rückmeldungen und Fragen, ob ich hier auch mal konkrete Beispiele für einen gelungenen Start in meine Rede geben könne. Aus diesem Grund schreibe ich heute über einen Einstieg, den ich in den vergangenen Jahren hin und wieder gern verwendet habe, um mit einem Lächeln zu starten.
Wenn ich mit einer Geschichte beginne ist es mir immer ausgesprochen wichtig, dass eben diese Geschichte nicht ohne Zusammenhang im Raum steht, sondern durch eine Brücke die Verbindung zum eigentlichen Thema hergestellt wird. Wichtig ist hierbei allerdings die Reihenfolge. Keinesfalls würde ich im Vorhinein bereits die Verbindung erklären. Wenn auch du auch mal mit einer Geschichte starten möchtest, solltest du diese nicht mit großen Worten ankündigen, sondern den Überraschungseffekt nutzen und ohne große Umschweife mit der Story beginnen, um im Anschluss die Verbindung zum Thema herzustellen und das Publikum somit voller Spannung in deinen Vortrag einzuführen.
Max Planck gewann zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Nobelpreis für Physik und reiste seither durch Deutschland, um Abend für Abend vor interessiertem Publikum von seinen Erkenntnissen der Quantentheorie zu berichten. Er füllte ganze Säle und begeisterte die Zuhörer durch seinen Vortrag, den er täglich Satz für Satz und Wort für Wort mit Begeisterung hielt. Doch eines Tages wurde er seiner Rede müde. Es strengte ihn an und gleichzeitig war er enttäuscht, da er auf der Bühne doch ausgesprochen weit weg von seinem Publikum war und somit den Eindruck hatte, die Faszination und Begeisterung der Zuhörer nicht richtig spüren zu können.
Auf seiner Fahrt zum nächsten Vortragsabend in München erzählte er hiervon seinem Chauffeur, der ihn bis dahin von Stadt zu Stadt gefahren hatte und Abend für Abend dem Vortrag Wort für Wort lauschte, sodass er die Rede mittlerweile in und auswendig kannte. Und so schlug der stets treue Chauffeur dem Nobelpreisträger vor, am kommenden Abend die Rollen zu tauschen und an seiner Stelle auf die Bühne zu gehen, um ein und den selben Vortrag Satz für Satz und Wort für Wort zu präsentieren, während Max Planck im Publikum sitzen und seinen Ruhm zwischen den Zuhörern genießen könne. Und Max Planck stimmte zu. So geschah es am folgenden Abend, dass der Chauffeur den ruhmreichen Vortrag hielt. Satz für Satz und Wort für Wort. Und er begeisterte das Publikum während Max Planck mitten unter Ihnen jede Sekunde genoss und voller Freude erkannte, welche Faszination seine Erkenntnisse bei den Zuhörern auslöste. Bis plötzlich einer der Zuhörer aufstand und eine ziemlich knifflige physikalische Frage stellte. Der Redner hielt inne, machte ein entsetztes Gesicht und schüttelte etwas andächtig den Kopf bis er schließlich sagte: „Ich hätte nie gedacht, dass in einer Weltstadt wie München einmal solch eine einfache physikalische Frage gestellt werden würde…, die selbst mein Chauffeur im Publikum beantworten kann“.
Diese Geschichte nenne ich „Die Max-Planck-Story“ oder „Max-Planck und sein Chauffeur“ und die Moral von der Geschichte (und damit die Brücke für mein Publikum) ist, dass man vielleicht nicht immer alles wissen muss, aber desto mehr muss man sich eben ad hoc zu helfen wissen. Der Chauffeur wusste, dass er nicht jeder Frage en Detail gewachsen sein würde. Aber er hatte einen wirkungsvollen Plan B, um sich dennoch den Herausforderungen stellen zu können.
Und damit geht es in meinem Vortrag zur Überleitung auf „Plan B im Schockraum“ oder ähnliche Themen.
Nun mag es sein, dass so manchem die Geschichte zu lang ist oder zu fabelhaft erscheint. Ich kann nur sagen, dass die verwendete Zeit dieser meist als kurzweilig empfundenen Geschichte eine Investition in die Bindung zu meinem Publikum ist und tatsächlich der Wahrheitsgehalt keine Rollte spielt, denn mein Publikum wurde nicht nur gut unterhalten, sondern schenkt mir ab diesem Zeitpunkt gewöhnlich seine 100%-ige Aufmerksamkeit nicht nur in den ersten 60 Sekunden um zu checken wer ich bin, sondern für den Rest meines Vortrags, um eben noch mehr über diesen Plan zu erfahren.
Sicher kennst du auch einige humorvolle Einstiege in eine gute Rede oder hast Fragen oder Kommentare zu diesem Blog? Dann kontaktiere mich doch gerne via Twitter oder schreibe mir einfach eine Mail.
Bis dahin,
Sebastian.
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