Dein Vortrag, das Referat oder Deine Rede beginnt und genau jetzt weißt Du, dass alle Augen auf Dich gerichtet sind. In diesem Moment möchtest Du alles richtig machen, um von Beginn an die Aufmerksamkeit aller Zuhörer an Dich zu binden und sie mitzunehmen.
In BLOG 7 hast Du einen Eindruck über die wesentlichen Fehlerteufel erhalten und hast nachvollziehen können, weshalb es so wichtig ist, insbesondere für den Start gut vorbereitet zu sein. Nun habe ich für Dich noch einige Möglichkeiten, wie Du einen guten Vortrag, Dein Referat oder Deine Rede beginnen kannst.
- Humor
Mit Humor in Deinen Vortrag zu starten ist in vielen Fällen angemessen und bindet Dein Publikum immens gut an Dich und Deine Worte. Das Instrument des Humors kann allerdings stilvoll oder plump angewendet werden. Ich unterstelle, Du bevorzugst die stilvolle Variante und das ist tatsächlich auch die Einzige, die Dich Deinem Ziel ein Stück näher bringt. Das heißt aber auch, dass Du Dich bitte nicht einfach vor Dein Publikum stellst und einen Witz erzählst, der Dir in der Woche zuvor in Deiner Stammkneipe zum Besten gegeben wurde und gerade eben wieder eingefallen ist. Vielmehr solltest Du den humorvollen Start nutzen, um „Deine Geschichte“ einzuleiten, die Du im Rahmen Deines Vortrags halten wirst, denn JEDER VORTRAG SOLLTE VON BEGINN AN EINE GESCHICHTE ERZÄHLEN. Ob es ein kurz beschriebenes und lustiges Erlebnis ist, dass mit Deinem Thema im Kontext steht und Dein Publikum zum Lächeln bringt oder ob Du tatsächlich einen kurzen Scherz gefunden hast, der stilvoll ist und mit Deiner Geschichte gut als Einleitung in Verbindung gebracht werden kann; beide Varianten werden das Publikum an Dich binden. Aber Vorsicht: Zwischen Humorvoll mit Stil und albern kann auf der Bühne ein nur schmaler Grat sein und keinesfalls darfst Du Deine Glaubwürdigkeit verlieren, indem Du Deinen stilvollen Start verpasst.
- Zitate
Wenn Du Deinen Zuhörern eine Geschichte erzählen und sie damit fesseln möchtest, können Zitate hilfreich sein. Es gibt viele schlaue Menschen, die in der Vergangenheit viele schlaue Dinge gesagt und verschiedenste Aspekte auf den Punkt gebracht haben. Dies kannst Du für Dich nutzen, solang dieses Zitat in Verbindung zu Deinen Inhalten (zu Deiner Geschichte) steht und es sich um kurze und knackige Aussagen handelt. Ausgesprochen gut lassen sich Zitate auch humorvoll mit Deinem Vortrag verbinden, indem Du beispielsweise das Instrument der Ironie nutzt oder bewusst das Zitat aus dem Zusammenhang reißt, aber dennoch mit Augenzwinkern eine Brücke schlägst.
Allerdings sind Zitate aber unbedingt für ernsthafte und auch nachdenkliche Einstiege in eine Rede geeignet. Zitate, die Du nutzen kannst, kennst Du vielleicht aus Deiner persönlichen Vergangenheit, findest Du online auf den unterschiedlichsten Webseiten (www.zitate.de, www.zitatezumnachdenken.com, www.wikiquote.com, uvm.) oder -wenn Du gern mit Büchern arbeitest- auch in 1001 ZITATE: INSPIRATION FÜR ALLE LEBENSLAGEN.
Allerdings ist auch die Anwendung von Zitaten kein Selbstläufer. Es empfiehlt sich darauf zu achten, dass das Zitat nicht leer im Raum der Gedanken steht und der Zusammenhang unklar bleibt. Wenn Du Dich für ein Zitat entscheidest, dessen Zusammenhang zu Deinem Thema nicht gleich klar ist, solltest Du diesen Spannungsbogen direkte erklärend auflösen, damit Deine Zuhörer Dich für einen interessanten Speaker halten und nicht für einen solchen, der altkluge Sprüche bringt, ohne dass man etwas damit anzufangen weiß. Gleichzeitig werden Zitate -so wie Geschichten, kleine Scherze und ähnliches auch- NICHT angekündigt. Es ist der Tod jeder Spannung, wenn ein Zitat oder der humorvolle Start durch Phrasen über eine Minute hinweg angekündigt werden. Es reicht, einfach damit zu beginnen und im Anschluss hierauf einzugehen. Und mein letzter kleiner Hinweis hierzu: Auch Zitate werden -wie alles Andere in der freien Rede- bestenfalls nicht abgelesen, sondern auswendig zitiert. Also nehmt Euch die Anregungen aus Blog 6 zu Herzen und seid gut vorbereitet.
- Informationsdefizit
Kennst Du diese klassischen YouTube Video-Blogs (Vlogs), die mit einer kurzen Ankündigung beginnen und dann durch ein eingespieltes Intro unterbrochen werden, bevor es richtig losgeht? Diese Kollegen kündigen an, was den Zuschauer erwartet, geben also eine Art Appetizer und stellen die Auflösung des Themas am Ende des Films in Aussicht. Wenn Du in diesem Fall Deinem Zuhörer auch noch klar machen kannst, welchen persönlichen Nutzen er aus Deinem Vortrag ziehen kann, dann hast Du ihn in Deinem Bann. Mit diesem Vorgehen wird der Zuschauer angefixt und bleibt gespannt am Ball, bis schließlich zuletzt das Thema aufgelöst und die ersehnte Antwort gegeben wird. Dieses weit verbreitete Prinzip nennt man Informationsdefizit. Richtig eingesetzt kann die Nutzung des Informationsdefizits förmlich Wunder in der Aufmerksamkeit Deiner Zuhörerschaft bewirken. Aber Vorsicht: verfolge konsequent den roten Faden Deiner Story und verpasse nicht, das gesetzte Defizit zum Schluss aufzulösen, sonst wird Dein Vortag immer ein Gefühl des offenen Endes bzw. des fehlenden Abschlusses hinterlassen und den Teilnehmer letztlich doch nicht überzeugen.
Der Aspekt des Informationsdefizits hängt auch mit dem nächsten Punkt zusammen:
- Persönliche Ansprache der Teilnehmer
Deine Zuhörer werden Dir folgen, wenn sie den Eindruck haben, dass Dein Thema (Deine Geschichte) sie (be-)trifft. Wenn Du bereits zu Beginn Deines Vortrags in der Lage bist, einen persönlichen Bezug herzustellen, ist das ein wundervoller Beginn, der jeden Teilnehmer mitnimmt.
Hier ist ein wesentlicher Schlüssel allerdings auch die Form der Ansprache. Wenn Du „das liebe Publikum“ ansprichst, wird Deine Geschichte in der Anonymität des Forums verpuffen. Ich empfehle Dir -wenn das Setting es erlaubt- Deine Teilnehmer mit „Du“ anzusprechen. Ist dies aufgrund äußerer Umstände obsolet, dann sprich Deinen Teilnehmer auf eine Art und Weite mit „Sie“ an, die dem Individuum die Möglichkeit gibt, sich direkt mit seiner eigenen persönlichen Geschichte zu identifizieren. Dies geht häufig sehr Elegant durch Formulierung einer Frage.
Beispiel: „Kennen Sie das auch? Sie haben unglaublich hart für Ihr Ziel gearbeitet, sind kurz vor Erfüllung Ihrer Träume und dann…?! Ich werde Ihnen in den nächsten Minuten ein Konzept an die Hand geben, dass Ihnen zukünftig dabei helfen soll, auch den letzten Schritt zur Erfüllung Ihrer Ziele erfolgreich zu gehen“.
Dieses Beispiel ist mir jetzt einfach mal -ohne Kontext- so eingefallen und Du kannst natürlich jede andere Möglichkeit der persönlichen Ansprache hierfür verwenden. Aber ich denke, worauf ich hinaus will, oder?
- Gemeinsamkeiten mit dem Publikum herausarbeiten
Die große Kunst ist es, von Beginn an Gemeinsamkeiten zwischen Dir als Redner und Deinem Zuhörer herauszustellen und Deinem Teilnehmer klar zu machen, dass Du nun mit ihm kommunizierst ohne auf ihn hinab oder -noch schlimmer- über ihn hinweg zu reden. Sobald Dein Zuhörer den Eindruck gewinnt, dass er im Team des Speakers ist, man eine große Gemeinsamkeit hat, die man verfolgen möchte, ist der Teilnehmer im Boot. Die große Gefahr, dass Du Dich als “Spezialist Deines Fachs” automatisch selbst über Deine Zuhörer stellst und aus Deiner Rede eine Predigt wird, ist deutlich geringer, wenn Du von Beginn an versuchst, die gemeinsamen Ziele zwischen Dir und Deinen Zuhörern herauszuarbeiten.
Mit diesen Beispielen habe ich Dir einige Möglichkeiten genannt, wie Du einen Vortrag beginnen kannst. Welche Einstiege haben Dir in Deinen Vorträgen bisher besonders gut gefallen? Hast Du hierzu Anmerkungen, Kommentare oder sind Fragen aufgekommen? Dann freue ich mich über Deine Nachricht über Twitter oder gerne auch via Mail.
Bis dahin,
Sebastian.
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