Du glaubst, während eines Vortags zu reden sei schwierig? Dann versuch mal zu schweigen…! Die Königsdisziplin der Rede ist der bewusste Einsatz von Pausen. Nichts, aber tatsächlich nichts kann dem gesprochenen Wort mehr Ausdruck verleihen als eine gut gesetzte Pause. Dies ist unter uns gesprochen nicht der einzige Grund, weshalb Donald Trump auf dem Podium jedesmal ausgesprochen amateurhaft wirkt. Und, um bei den Beispielen von US-Amerikanischen Präsidenten zu bleiben, wenn Du den bewussten Einsatz von Pausen von einem Profi hören möchtest, dann empfehle ich Dir in diesem Kontext einige Reden von Barack Obama anzuhören oder vielleicht auf YouTube anzusehen. Pausen in einen Vortrag zu setzen musst Du trainieren. Schon allein 3 Sekunden ohne ein gesprochenes Wort auf der Bühne werden Dir zunächst wie eine Ewigkeit vorkommen. Aber es lohnt sich.

Pausen sollten bewusst geplant sein und auch bitte nur gezielt und nicht allzu häufig zum Einsatz kommen. Eine Möglichkeit hier die Übersicht zu wahren ist es, wenn Du die vorbereiteten Pausen in Deinem Skript markierst.

 

Welches Ziel verfolgst Du durch den Einsatz der bewussten Pause?

Die gezielte und kurz gesetzte Redepause soll den Zuhörern tatsächlich auch eine Pause gönnen. Damit gibst Du Deinem Publikum die Möglichkeit, die letzten Informationen wirken zu lassen. Wichtig ist es, dass Du genau in diesem Moment auch selbstbewusst auf der Bühne stehst und keinen Zweifel daran lässt, dass Deine Pause bewusst und gewollt gesetzt ist. Mein Tipp ist, dass Du während Deines Schweigens intensiv den Augenkontakt zu Deinen Zuhörern suchst und keinen Zweifel daran lässt, dass diese eindringliche Pause eine bewusste Stille ist, die Deine Aussage unterstreicht.

Wenn Du solch ein Schweigen professionell einbindest wirst Du sehen, wie hieraus auch bei Dir als Speaker ein Selbstbewusstsein erwächst, dass Du mit dem gesprochenen Wort nur schwer erreichen kannst.

 

Was die Pause bewirken kann:

  1. Du ermöglichst Deinen Zuhörern, die gesprochene Information zu verarbeiten

Das Endschleunigen einer Rede kann Wunder bewirken. Pausen geben Deinem Publikum die Möglichkeit, die gesprochene Worte setzen zu lassen und zu verarbeiten. Jedes Wort, jeder Satz, jede Passage wird dadurch eindringlich. Deshalb ist die Pause auch so ein eindrucksvolles Instrument. Aber denke daran, dass eindrucksvolle Instrumente auch immer gezielt und nicht inflationär eingesetzt werden sollten.

  1. Du baust zu Deinem Publikum eine ganz besondere Verbindung auf

Während Deiner rhetorischen Pause hast Du die Möglichkeit, Augenkontakt in der Stille Deines Vortrags zu Deinen Zuhörern aufzunehmen. Ein häufiges Phänomen ist, dass derjenigen, die Du ansiehst, Dir ebenfalls tief in die Augen sehen und genau in diesem Moment Dir und Deinen Worten jeden Funken ihrer Gedanken zur Verfügung stellen. Ein guter Moment, in dem Du Deinen Zuhörer mitnimmst auf Deine Reise. Nutze ihn und sieh bitte nicht nur einem, sondern vielen Deiner Zuhörer in die Augen, um diesen Moment für Dich und insbesondere für Deine Zuhörer zu nutzen.

  1. Du dehnst den Spannungsbogen

Mit der gezielten Pause kannst Du weit mehr als nur einen gezielten Akzent hinter einer Aussage treffen. Du kannst auch eine beinahe unerträgliche Spannung erzeugen, die in ihrer Intensität abhängig von der vorherigen Aussage und der Dauer Deiner Pause sein kann. In solchen Momenten kannst Du sprichwörtlich „eine Stecknadel fallen hören“ und genau diese Momente sind es, die ein professioneller Speaker unfassbar gut aufbauen und sich zu Nutze machen kann.

Viele machen sich dies zu Nutze, indem sie der Pause eine der Kernfragen voranstellen. Die Antwort auf diese im Raum stehende Frage kommt dann eben aber erst nach einigen Sekunden der Pause. Die so aufgebaute Spannung erzeugt, dass Deine Teilnehmer die Antwort nur umso mehr in ihr Bewusstsein aufnehmen und hoffentlich auch nie wieder vergessen werden.

In diesem Artikel habe ich Dir beschrieben, dass ein Speaker nicht nur vom gesprochenen Wort, sondern eben auch von gut gesetzten Pausen lebt. Wenn Du Fragen hierzu hast, etwas ergänzen oder kommentieren möchtest oder wenn Du Wünsche hast, worüber wir als nächstes in diesem Blog schreiben sollten, freue ich mich auf Deine Mail oder einen Kommentar bei Twitter.

Bis dahin,

Sebastian.