Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Dieser Satz ist unglaublich abgedroschen und trägt dennoch eine tiefe Wahrheit in sich. Tatsächlich ist meine Erfahrung, dass selbst für wissenschaftliche Vorträge der Einsatz von Fotos und Bildern (ab sofort: „Bild/Bilder“) deutlich wirkungsvoller ist als die sonst so häufig dargestellten Diagramme und Kopien aus wissenschaftlichen Manuskripten. Und ich weiß auch gar nicht, weshalb man in seinem Vortrag immer wieder den Drang verspürt, Auszüge aus Manuskripten auf eine Folie zu bringen. Es erweckt beinahe den Eindruck, man müsse die Inhalte des gesprochenen Wortes mittels Folie beweisen. Aber mal ehrlich: beweist ein Diagramm aus einem Manuskript tatsächlich die Zusammenhänge? Gehen Speaker tatsächlich auf jedes sinnvolle Detail der Abbildung ein? Stellt ein Diagramm alle Limitationen der präsentierten Studie dar? Nein, ich denke nicht. Und diese Form der Beweisführung muss aus meiner Sicht auch gar nicht sein. Natürlich gehört es zum guten Ton, dass Quellen der gesprochene Aussagen angegeben werden. Aber das kann man auf verschiedene Arten und Weisen tun und altbackene Traditionen der Vortragsart sollten nicht deine Präsentation schmälern, nur um konform zu sein. Im Gegenteil.
Dennoch schwankt die Akzeptanz eher plakativer Darstellungen in Abhängigkeit der Zuschauer und somit gilt auch hier, dass meine Zielgruppe im Mittelpunkt steht und ich mir im Vorhinein Gedanken darüber mache, wieviel Bilder uns, also meinem Publikum und mir, wirklich gut tun. Und gleichzeitig versuche ich stets alte Gewohnheiten sonst gängiger Fachvorträge Stück für Stück aufzubrechen und neue Standards zu setzen.
Für den Einsatz des Bildes gibt es allerdings einiges zu beachten.
1. Qualität, Qualität, Qualität
Kaum etwas ist schrecklicher als ein schlechtes Bild in meiner Präsentation. Also so bitte nicht:
Ich achte grundsätzlich auf eine hohe Auflösung und eine gute Schärfe. Die Bilder müssen tatsächlich auch gesamtkonzeptionell in mein Farbschema passen oder so sehr für sich stehen, dass ich den Farbcode meiner Präsentation zu verlassen bereit bin. Die Motive sollten durchweg zum Stil der Bilder in der Präsentation passen, wobei ich mich gern dann zum Beispiel für so eine Folie entscheiden würde:
Die Art des Bildes gibt mir gleichzeitig bei Bedarf auch die Möglichkeit, links im Bild ein „Schlagwort“ bzw. einen Titel zu platzieren, wenn es notwendig ist.
Ich denke, anhand dieser Beispiele wird schnell deutlich, dass beide Beispiele etwas mit Fotografie zu tun haben, Qualität und „Art“ der Bilder jedoch vollkommen unterschiedlich sind. Der Stil deiner Nutzung von Bildern kann also trotz gleicher Intention vollkommen unterschiedlich sein kann.
2. Reduktion
Der Einsatz von Bildern soll mir helfen, die Aussagekraft meiner Folie auf das Wesentliche zu reduzieren. Aus diesem Grunde soll das Bild auch für sich sprechen. Ich verzichte grundsätzlich auf Bilder zur „Verzierung“. Keinesfalls bringe ich auf jeder Folie zusätzliche „Spaßfotos“ ein, die von der eigentlichen Nachricht ablenken und ein Schmunzeln bei den Teilnehmern auf Kosten der eigentlichen Information erhoffen lässt. Zudem zeigen die hier zuvor präsentierten Folien, dass das zweite Beispiel den Fotoapparat tatsächlich in den Mittelpunkt stellt und nichts von der Information ablenkt, während das erst Foto mit schlechterer Qualität gleichzeitig einen Frosch zeigt, der in keiner Verbindung zur Message steht und deshalb auch ablenkend oder gar verwirrend sein kann, wenn ich nicht während meiner Rede in der Lage bin, den Fokus und damit die Kernnachricht hervorragend herauszustellen.
3. Große Bilder, große Wirkung
Meist versuche ich mit dem ausgewählten Bild die gesamte Folie zu nutzen. Wenn die Aussagekraft des Bildes allein den Kontext nicht hergibt, dann gibt es für mich entweder die Möglichkeit, nach einem passenderen Bild zu suchen, weil dieses offensichtlich meine Message nicht auf den Punkt bringt, oder ich setze ein Stichwort mit auf die Folie. Hierbei achte ich selbstverständlich wieder darauf, dass die Schriftart und die Farbe des Textes einerseits zum Gesamtkonzept der Präsentation und andererseits natürlich zu den Farben des Bildes passen. Wenn die ersten beiden Optionen aus irgendwelchen Gründen nicht möglich sind, verzichte ich auf den Einsatz eines Bildes und reduziere die Folie auf ein Stichwort, das mich im Vortrag unterstützt.
So bitte nicht:
Besser so:
4. Original Casu
Mein Publikum dankt es mir meist, wenn ich eigene Bilder einbringe und damit mein realistisches Umfeld präsentiere. Dies macht unter Voraussetzung der o.g. Punkte den Vortrag noch ein wenig authentischer und hilft meine Geschichte zu unterstützen.
5. Rechtliche Voraussetzungen
Bei Verletzung von Bild- und Urheberrechten kann es schon mal zu empfindlichen Strafen kommen. Beträge von mehreren tausend Euro sind möglich. Und obgleich ich kein Jurist bin, gebe ich hier einen kurzen Überblick über die Grundregeln, so wie ich sie verstanden habe und auch einhalte. Selbstverständlich gebe ich hier keine Gewähr.
Grundsätzlich sind Bilder urheberrechtlich geschützt. Meine Vorträge finden zum allergrößten Teil an öffentlichen (wissenschaftlichen) Veranstaltungen und bei Präsentationen an kommerziellen Schulen statt. In diesem Setting ist das Einholen von Nutzungsrechten bindend und die Nennung des Urhebers verpflichtend. Dies gilt unabhängig von der Größe der Veranstaltung und es ist wichtig zu beachten, dass auch die einfache Nennung des Urhebers nicht das Einholen von Nutzungsrechten ersetzen kann.
Aus diesem Grunde nutze ich ausschließlich Bilder, die explizit als nicht urheberrechtlich geschützt deklariert sind. Allerdings achte ich auch darauf, unter welchen Umständen derjenige, der die Bilder zur Verfügung stellt, auf sein Urheberrecht verzichtet. Häufig ist der Verzicht an Voraussetzungen geknüpft, die aus den AGBs zu entnehmen- und zu befolgen sind. Auch wenn kein Recht am Bild geltend gemacht wird, nenne ich die Quelle. Diese gebe ich meist auf der letzten Folie (Quellenübersicht) an. Einige Juristen raten hier allerdings, die Quelle auf der jeweiligen Folie direkt unter das entsprechende Bild zu platzieren und in manchen Lizenzbedingung wird dies ebenfalls als Voraussetzung angegeben. In diesem Fall findest du natürlich auch bei mir immer den Verweis direkt am Bild in der Präsentation.
Ich habe dir meine drei Lieblingsquellen für den Zugriff auf kostenlose und lizenzfreier Fotos im Internet mitgebracht (Lizenzbedingungen beachten, AGBs lesen!):
Gern stöbere ich auch ein wenig im Netz mit Google und gehe hier in die Bildersuche.
Um gleich eine höhere Wahrscheinlichkeit für lizenzfreie Bilder, die eventuell auch bearbeitet werden dürfen, zu haben, stelle ich bei „Tools“ auf „Nutzungsrechte“ und auf „Zur Wiederverwendung und Veränderung gekennzeichnet“.
Weiterhin ist es trotz lizenzfreier Bilder wichtig, gewisse Grundregeln einzuhalten. Hierzu gehört, auf dem Bild zu sehnende Personen nicht in einen falschen Kontext zu ziehen und Behauptungen aufzustellen, die nicht der Wahrheit entsprechen. Gleichzeitig ist man gut beraten, die Integrität der abgebildeten Person selbstverständlich in allen Belangen weiterhin zu wahren.
Schließlich gibt es in der Juristerei noch einige Nischen. Hierzu gehört das Bildzitat. Hierfür müssen allerdings auch wesentliche Voraussetzungen erfüllt sein. So muss die Anzahl (der Umfang) der genutzten Bilder in Relation zur Nachricht stehen und tatsächlich auch innerhalb der Präsentation eine direkte Verbindung herstellen. Diese Verbindung darf aber nicht einfach in Form einer Illustration (also einer gedanklichen Brücke) bestehen, sondern soll tatsächlich einen direkten Bezug zur Aussage haben. So reicht es also nicht aus, irgendeine Person in Uniform abzubilden, während man eigentlich konkret über die ärztliche Versorgung in der Bundeswehr spricht. Und schließlich muss auch hier natürlich die Quelle angegeben werden.
Möchtest du trotz aller Hürden ein Bild nutzen, das urheberrechtlich geschützt ist, musst du dir auf jeden Fall eine Einwilligung beim Inhaber dieser Rechte einholen (schriftlich!), formulierte Voraussetzungen akzeptieren und die Quelle nennen.
Nun, wie lässt sich dieser Blog zusammenfassen?
- Setze Bilder bewusst ein und bevorzuge eigenes Bildmaterial, das deine Geschichte erzählt.
- Bilder sollen in ausreichender Größe und mit guter Qualität auf das Wesentliche reduzieren.
- Im juristischen Zweifel, verzichte auf das Bild und zeige deinem Publikum, dass du es auch ohne kannst.
Wenn du Fragen oder Kommentare zu diesem Blog hast oder Vorschläge für weitere Artikel und Themen, dann kontaktiere mich doch gerne via Twitter oder schreib mir eine Mail.
Bis dahin,
Sebastian.
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