European Resuscitation Council – COVID-19 Leitlinien
Der Europäische Wiederbelebungsrat (European Resuscitation Council, ERC) hat auf die aktuelle Situation der SARS-CoV2 Pandemie reagiert und die Leitlinien nach aktuellem Kenntnisstand um die Sektion “COVID-19” ergänzt.
Diese Leitlinien beinhalten folgende Punkte:
- Einführung
- Basic Life Support bei Erwachsenen (BLS)
- Advanced Life Support bei Erwachsenen (ALS)
- Basic und Advanced Life Support bei Kindern
- Life Support bei Neugeborenen
- Ausbildung
- Ethik und Entscheidungen am Lebensende
- Erste Hilfe
Diesmal gibt es mein persönliches Fazit vorweg:
Insgesamt darf diese Veröffentlichung unter Berücksichtigung der derzeitigen Datenlage natürlich nur als Startschuss gewertet werden. Auffällig -und ausgesprochen richtig- ist es, dass in diesen Leitlinien absoluter Fokus auf dem Schutz des medizinischen Personals liegt und hierdurch unterstrichen wird, dass der Eigenschutz an erster Stelle steht.
Wir können unseren Patienten -und zwar allen Patienten- nur dann helfen, wenn wir selbst gesund bleiben.
Es bleibt abzuwarten, inwiefern sich mit der Zeit diese Leitlinien anhand neuer Studienerkenntnisse verändern werden aber eines ist klar: der Eigenschutz ist und bleibt an erster Stelle!
Hier findest du nun die Übersetzung der aktuellen ERC COVID-19 Leitlinien bezogen auf die Einführung, BLS und ALS bei Erwachsenen.
- Einführung
Diese Leitlinie wurde am 24. April 2020 veröffentlicht und beinhaltet aktuelle Wissen und Erfahrungen mit COVID-19. Da sich die Länder in unterschiedlichen Stadien der Pandemie befinden, kann es in der Praxis einige Unterschiede geben.
Die Weltgesundheitsorganisation hat COVID-19 zur Pandemie erklärt. Die Krankheit wird durch das schwere akute respiratorische Syndrom Coronavirus 2 (SARS-CoV-2) verursacht und ist hoch ansteckend. Eine kürzlich durchgeführtes Review mit 53.000 Patienten, zeigt, dass 80% der Patienten eine leichte Erkrankung haben, 15% eine mittelschwere Erkrankung und etwa 5% eine schwere Erkrankung, die eine Intensivstation (ICU) erfordert [1].
In dieser Untersuchung lag die Sterblichkeitsrate bei 3,1%. Von 136 Patienten mit schwerer COVID-19-Pneumonie und stationärem Herzstillstand in einem tertiären Krankenhaus in Wuhan, China, hatten 119 (87,5%) eine respiratorische Ursache für ihren Herzstillstand [2].
In dieser Patientengruppe wurde in 122 (89,7%) Fällen eine Asystolie als primärer Rhythmus bei Herzstillstand dokumentiert, bei 6 (4,4%) eine pulslose elektrische Aktivität und bei 8 (5,9%) ein Kammerflimmern/pulslose ventrikuläre Tachykardie (VF/pVT).
In einer Fallserie von 138 hospitalisierten COVID-19-Patienten entwickelten 16,7% der Patienten Rhythmusstörungen und 7,2% hatten einen akuten Herzschaden [3].
Obwohl die meisten Herzstillstände bei diesen Patienten wahrscheinlich einen nicht defibrillierbaren Rhythmus aufweisen, der durch Hypoxämie hervorgerufen wird (obwohl Dehydratation, Hypotonie und Sepsis ebenfalls dazu beitragen können), weisen einige von ihnen einen defibrillierbaren Rhythmus auf, der möglicherweise mit Medikamenten assoziiert ist, die ein prolongiertes QT-Syndrom verursachen (z.B. Chloroquin, Azithromycin) oder durch eine Myokardischämie verursacht werden. In der Untersuchung von 136 Herzstillständen aus Wuhan überlebten vier (2,9%) Patienten über den Mindestzeitraum von 30 Tagen, aber nur einer davon hatte ein günstiges neurologisches Outcome [2].
Risiken bei kardiopulmonaler Reanimation (CPR) von Patienten mit COIVD-10
Übertragung von SARS-CoV2
Der Hauptmechanismus der Krankheitsübertragung von SARS-CoV-2 erfolgt durch Atemwegssekrete entweder direkt vom Patienten oder durch Berührung kontaminierter Oberflächen. Respiratorische Sekrete werden entweder als Tröpfchen (> 5-10 Mikrometer Durchmesser) oder Aerosole (< 5 Mikrometer) bezeichnet. Tröpfchen fallen auf Oberflächen im Umkreis von 1-2 Metern um die Atemwege des Patienten, während Aerosole längere Zeit in der Luft verbleiben können [4].
Persönliche Schutzausrüstung
Die persönliche Schutzausrüstung (PSA) zur Verhinderung einer Tröpfcheninfektion umfasst mindestens
- Handschuhe
- – Kurzarmschürze
- – Flüssigkeitsresistente chirurgische Maske
- – Augen- und Gesichtsschutz (flüssigkeitsresistente chirurgische Maske mit integriertem Visier oder Vollvisier/Visier oder Schutzbrille aus Polycarbonat oder gleichwertig).
Die minimale PSA gegen Aerosole umfasst:
– Handschuhe
– Langärmeliger Kittel
– Filternde Gesichtsmaske 3 (FFP3) oder N99-Maske/Atemschutzmaske (FFP2 oder N95, falls FFP3 nicht verfügbar)*
– Augen- und Gesichtsschutz (Vollgesichtsschirm/Visier oder Schutzbrille aus Polycarbonat oder gleichwertig). Alternativ können angetriebene Luftreinigungs-Atemschutzmasken (PAPRs) mit Hauben verwendet werden.
*Die Europäische Norm (EN 149:2001) klassifiziert FFP-Atemschutzmasken in drei Klassen: FFP1, FFP2 und FFP3 mit entsprechenden Mindestfilterwirkungsgraden von 80 %, 94 % und 99 %. Das US-amerikanische National Institute for Occupational Safety and Health (NIOSH) klassifiziert partikelfiltrierende Gesichtsschutzmasken in neun Kategorien auf der Grundlage ihrer Ölbeständigkeit und ihrer Effizienz bei der Filterung von Schwebeteilchen. N bedeutet nicht ölbeständig; R ist mäßig ölbeständig; und P ist stark ölbeständig – „ölbeständig“. Auf die Buchstaben N, R oder P folgen die numerischen Bezeichnungen 95, 99 oder 100, die den Mindestfilterwirkungsgrad des Filters von 95%, 99% und 99,97% der Schwebstoffpartikel (<0,5 Mikrometer) angeben.
Einige Gesundheitssysteme sehen sich mit einem Mangel an Personal und Geräten, einschließlich Beatmungsgeräten, zur Behandlung schwerkranker Patienten während der COVID-19-Pandemie konfrontiert. Entscheidungen über Triage und Zuteilung von Gesundheitsressourcen, einschließlich der Möglichkeit einer CPR und anderer Notfallversorgung, müssen von den einzelnen Systemen auf der Grundlage ihrer Ressourcen, Werte und Präferenzen getroffen werden. Der ERC vertritt jedoch den Standpunkt, dass es niemals akzeptabel ist, die Sicherheit der Angehörigen der Gesundheitsberufe zu gefährden. Das International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR) hat eine systematisches Review durchgeführt, welches sich mit drei Fragen befasst:
- Ist die Durchführung von Herzdruckmassage oder Defibrillation ein aerosolerzeugendes Verfahren?
- Erhöht die Durchführung von Herzdruckmassage, Defibrillation oder CPR (alle CPR-Interventionen, die Herzdruckmassage einschliessen) die Infektionsübertragung?
- Welche Art von PSA ist bei Personen erforderlich, die eine Herzdruckmassage, Defibrillation oder CPR durchführen, um die Übertragung einer Infektion vom Patienten auf den Helfer zu verhindern?
Die Evidenz, die sich mit diesen Fragen befasst, ist spärlich und umfasst hauptsächlich retrospektive Kohortenstudien [8,9] und Fallberichte [10-15].
In den meisten Fällen werden die Durchführung von Herzdruckmassage und Defibrillation mit allen CPR-Interventionen in einen Topf geworfen, was bedeutet, dass in diesen Studien erhebliche Verwirrung herrscht. Die Aerosolerzeugung durch Thoraxkompressionen ist plausibel, da sie kleine, aber messbare Tidalvolumina erzeugen [16].
Thoraxkompressionen ähneln einigen Techniken der Physiotherapie im Bereich des Brustkorbs, die mit der Aerosolerzeugung assoziiert sind [17].Darüber hinaus befindet sich die Person, die die Thoraxkompressionen durchführt, in der Nähe der Atemwege des Patienten.
Die ILCOR-Behandlungsempfehlungen lauten:
– Wir vermuten, dass Thoraxkompressionen und kardiopulmonale Reanimation das Potenzial haben, Aerosole zu erzeugen (schwache Empfehlung, sehr geringe Evidenzsicherheit).
– Wir schlagen vor, dass in der aktuellen COVID-19-Pandemie Laienretter* eine reine Herzdruckmassage und eine öffentlich zugängliche Defibrillation in Betracht ziehen (Good Practice Statement).
– Wir schlagen vor, dass bei der aktuellen COVID-19-Pandemie Laienretter, die dazu bereit, geschult und in der Lage sind, Kindern zusätzlich zur Herzdruckmassage auch Atemspenden zukommen lassen möchten (Erklärung zur guten Praxis).
– Wir schlagen vor, dass medizinisches Fachpersonal bei der aktuellen COVID-19-Pandemie persönliche Schutzausrüstung für aerosolerzeugende Verfahren während der Reanimation verwenden sollten (schwache Empfehlung, sehr wenig gesicherte Evidenz).
– Wir schlagen vor, dass es für medizinisches Fachpersonal sinnvoll sein kann, eine Defibrillation in Betracht zu ziehen, bevor es eine persönliche Schutzausrüstung zur Aerosolerzeugung in Situationen anlegt, in denen nach Einschätzung des Anbieters der Nutzen die Risiken übersteigen könnte (Erklärung zur guten Praxis)
* Kommentar – nach Ansicht des ERC gilt dies sowohl für Ersthelfer als auch für Laienretter.
Literatur
- Ma C, Gu J, Hou P, et al. Incidence, clinical characteristics and prognostic factor of patients with COVID-19: a systematic review and meta-analysis. medRxiv 2020.
- Shao F, Xu S, Ma X, et al. In-hospital cardiac arrest outcomes among patients with COVID-19 pneumonia inWuhan, China. Resuscitation 2020;151:18-23.
- Wang D, Hu B, Hu C, et al. Clinical Characteristics of 138 Hospitalized Patients With 2019 Novel Coronavirus-InfectedPneumonia in Wuhan, China. JAMA 2020.
- Gralton J, Tovey E, McLaws ML, Rawlinson WD. The role of particle size in aerosolised pathogen transmission: a review. J Infect 2011;62:1-13.
- Lee SA, Hwang DC, Li HY, Tsai CF, Chen CW, Chen JK. Particle Size-Selective Assessment of Protection of European Standard FFP Respirators and Surgical Masks against Particles-Tested with Human Subjects. J Healthc Eng 2016;2016.
- Cook TM. Personal protective equipment during the COVID-19 pandemic – a narrative review. Anaesthesia2020.
- Couper K, Taylor-Phillips S, Grove A, et al. COVID-19 in cardiac arrest and infection risk to rescuers: a systematic review. Resuscitation 2020. https://doi.org/10.1016/j. resuscitation.2020.04.022
- Loeb M, McGeer A, Henry B, et al. SARS among critical care nurses, Toronto. Emerg Infect Dis 2004;10:251-5.
- Raboud J, Shigayeva A, McGeer A, et al. Risk factors for SARS transmission from patients requiringintubation: a multicentre investigation in Toronto, Canada. PLoS One 2010;5:e10717.
- Liu B, Tang F, Fang LQ, et al. Risk factors for SARS infection among hospital healthcare workers in Beijing: A case control study. Tropical Medicine and International Health 2009;14:52-9.
- Chalumeau M, Bidet P, Lina G, et al. Transmission of Panton-Valentine leukocidin-producing Staphylococcus aureus to a physician during resuscitation of a child. Clinical Infectious Diseases 2005;41:e29-30.
- Christian MD, Loutfy M, McDonald LC, et al. Possible SARS coronavirus transmission during cardiopulmonaryresuscitation. Emerg Infect Dis 2004;10:287-93.
- Kim WY, Choi W, Park SW, et al. Nosocomial transmission of severe fever with thrombocytopenia syndrome in Korea. Clinical Infectious Diseases 2015;60:1681-3.
- Knapp J, MA W, E. P. Transmission of tuberculosis during cardiopulmonary resuscitation. Focus on breathing system filters. Notfall und Rettungsmedizin 2016;19:48-51.
- Nam HS, Yeon MY, Park JW, Hong JY, Son JW. Healthcare worker infected with Middle East RespiratorySyndrome during cardiopulmonary resuscitation in Korea, 2015. Epidemiol Health 2017;39:e2017052.
- Deakin CD, O’Neill JF, Tabor T. Does compression-only cardiopulmonary resuscitation generate adequate passive ventilation during cardiac arrest? Resuscitation 2007;75:53-9.
- Simonds AK, Hanak A, Chatwin M, et al. Evaluation of droplet dispersion during non-invasive ventilation, oxygen therapy, nebuliser treatment and chest physiotherapy in clinical practice: implications for management of pandemic influenza and other airborne infections. Health TechnolAssess 2010;14:131-72.
- Basic Life Support bei Erwachsenen
Die Infektionsraten mit SARSCoV-2 variieren in Europa und allgemeine Empfehlungen für die Behandlung von Patienten ohne bestätigtes COVID-19 müssen möglicherweise auf der Grundlage lokaler Risikobewertungen angepasst werden. Für Patienten mit bestätigtem und vermutetem COVID-19 empfiehlt das European Resuscitation Council (ERC) die folgenden Änderungen der grundlegenden Lebenserhaltung (BLS) auf der Grundlage der jüngsten ILCOR-Evidenzprüfung und -kommentierung [1-3]:
Allgemeine Empfehlungen für BLS bei Erwachsenen durch Laienretter bei vermutetem oder bestätigtem COVID-19
– Ein Herzstillstand wird festgestellt, wenn eine Person bewusstlos ist und nicht normal atmet.
– Die Reaktionsfähigkeit wird durch Schütteln der Person und Schreien beurteilt. Bei der Beurteilung der Atmung ist auf eine normale Atmung zu achten. Um das Infektionsrisiko zu minimieren, öffnen Sie die Atemwege nicht und legen Sie Ihr Gesicht nicht neben den Mund/die Nase des Patienten.
– Rufen Sie medizinische Hilfe (112), wenn die Person bewusstlos ist und nicht normal atmet.
– Verwenden Sie während der Wiederbelebung eines einzelnen Retters nach Möglichkeit ein Telefon mit Freisprechmöglichkeit, um während der Herzdruckmassage mit der Leitstelle zu kommunizieren.
– Laienhelfer sollten erwägen, vor der Durchführung von Herzdruckmassage und Defibrillation im öffentlichen Raum ein Tuch/einen Lappen über Mund und Nase des Patienten zu legen. Dies kann das Risiko einer luftübertragenen Ausbreitung des Virus während der Herzdruckmassage verringern.
– Laienhelfer sollten die Anweisungen der medizinischen Notfallzentrale befolgen.
– Nach der HLW sollten die Laienhelfer so bald wie möglich ihre Hände gründlich mit Wasser und Seife waschen oder mit einem alkoholhaltigen Mittel desinfizieren und sich nach Kontakt mit einer Person mit Verdacht auf oder bestätigter COVID-19 mit den örtlichen Gesundheitsbehörden (dem zuständigen Gesundheitsamt) in Verbindung setzen, um sich nach einem Screening zu erkundigen.
Empfehlungen für das Leitstellenpersonal bei vermuteter oder bestätigter COVID-19 Erkrankung bei Erwachsenen
– Ungeschulte Helfer vor Ort sollen ausschließlich die Herzdruckmassage durchführen (“compression-only”).
– Helfer sollen wenn möglich zum nächstgelegenen automatischen externen Defibrillator (AED) geleitet werden, falls verfügbar.
– Das Risiko von COVID-19 sollte durch das Leitstellenpersonal so früh wie möglich eingeschätzt werden; wenn ein Infektionsrisiko besteht, sollten alarmierte Kräfte (Rettungs- und Notarztdienst, Feuerwehr, Polizei, etc.) sofort informiert werden, damit Vorsichtsmassnahmen wie das Anlegen einer persönlichen Schutzausrüstung (PSA) ergriffen werden können.
– Ersthelfer oder geschulte Freiwillige sollten nur dann für medizinische Notfälle entsandt oder alarmiert werden, wenn sie Zugang zu PSA haben und im Umgang mit PSA geschult sind. Wenn Ersthelfer oder geschulte Freiwillige nur über eine PSA zur Vermeidung von Tröpfcheninfektion verfügen, sollten sie bei Patienten mit vermutetem oder bestätigtem COVID-19 nur eine Defibrillation (falls angezeigt) und keine Herzdruckmassage durchführen.
Empfehlungen für BLS bei Erwachsenen durch medizinisches Personal bei Verdacht auf oder bestätigter COVID-19
– Notfallteams, die Patienten mit Herzstillstand (sowohl innerhalb als auch außerhalb des Krankenhauses) behandeln sollen, sollten nur aus medizinischem Personal bestehen, das Zugang zu und Schulung in der Verwendung von PSA gegen Tröpfcheninfektion und Aerosole hat.
– Das Anlegen von Defibrillator-Pads und die Abgabe eines Schocks durch einen AED/Defibrillator ist wahrscheinlich kein aerosolerzeugender Eingriff und kann mit einer PSA gegen Tröpfcheninfektion (flüssigkeitsresistente chirurgische Maske, Augenschutz, kurzärmelige Schürze und Handschuhe) durchgeführt werden.
– Erkennen Sie einen Herzstillstand, indem Sie nach dem Fehlen von Lebenszeichen und dem Fehlen einer normalen Atmung suchen.
– Medizinisches Fachpersonal sollte bei aerosolbildenden (oder fördernden) Verfahren (Thoraxkompressionen, Atemwegs- und Beatmungsinterventionen) während der Reanimation stets entsprechende PSA verwenden.
– Thoraxkompressionen und Beatmung mit einem Beatmungsbeutel und Sauerstoff im Verhältnis 30:2 durchführen, wobei die Thoraxkompressionen während der Beatmung angehalten werden müssen, um das Aerosolrisiko zu minimieren. BLS-Teams, die mit der Beatmung mit Beutelmaske weniger geübt sind, sollten wegen des Risikos der Aerosolbildung keine Beutelmaskenbeatmung durchführen. Diese Teams sollten eine Sauerstoffmaske auf das Gesicht des Patienten aufsetzen, Sauerstoff geben und eine reine Kompressions-CPR (ausschließlich Herzdruckmassage) durchführen.
– Verwenden Sie einen HME-Filter zwischen dem Beatmungsbeutel und der Maske, um das Risiko der Virusverbreitung zu minimieren.
– Halten Sie die Maske mit zwei Händen und stellen Sie eine gute Abdichtung für die Beutelmaskenbeatmung sicher. Dies erfordert einen zweiten Helfer.
– Die Person, die Kompressionen durchführt, kann den Beutel zusammendrücken, wenn sie nach jeweils 30 Kompressionen eine Pause macht.
– Setzen Sie einen Defibrillator oder einen AED ein und befolgen Sie alle Anweisungen, sofern verfügbar.
Literatur
- COVID-19 infection risk to rescuers from patients in cardiac arrest.https://costr.ilcor.org/ document/covid-19-infection-risk-to-rescuers-from-patients-in-cardiac-arrest (accessed April 19th 2020)
- Couper K, Taylor-Phillips S, Grove A, Freeman K, Osokogu O, Court R, Mehrabian A, Morley PT, Nolan JP, Soar J, Perkins GD. COVID-19 in cardiac arrest and infection risk to rescuers: a systematicreview Resuscitation https://doi.org/10.1016/j.resuscitation.2020.04.022
- Perkins GD et al. International Liaison Committee on Resuscitation: COVID-19 Consensus on Science, Treatment Recommendations and Task Force Insights. Resuscitation 2020 in press
- Advanced Life Support bei Erwachsenen
Einleitung
Das erhöhte Risiko der Übertragung von SARS-CoV-2 auf das medizinische Personal macht Änderungen der Leitlinien zur fortgeschrittenen Lebenserhaltung (ALS) erforderlich.1-3
Die Leitlinien können sich weiterhin ändern, sobald mehr über COVID-19 bekannt wird – die neuesten Leitlinien finden Sie auf der ERC-Website (www. erc.edu). Sicherheit steht an erster Stelle. Die Sicherheitsprioritäten sind: (1) Eigenschutz; (2) Kollegen und Umstehende; (3) der Patient.
Die Zeit, die erforderlich ist, um PSA anzulegen und eine sichere Versorgung zu erreichen, ist ein akzeptabler Teil des Reanimationsprozesses.
Krankenhausinterner Herzstillstand
- So früh wie möglich alle Patienten mit einer COVID-19-ähnlichen Erkrankung zu identifizieren, bei denen das Risiko einer akuten Verschlechterung oder eines Herzstillstands besteht. Ergreifen Sie geeignete Maßnahmen, um einen Herzstillstand zu verhindern und eine ungeschützte HLW zu vermeiden.
- Der Einsatz physiologischer Track-and-Trigger-Systeme ermöglicht die Früherkennung akut erkrankter Patienten.
- Für solche Patienten, für die eine Wiederbelebung unangebracht wäre, müssen frühzeitig Entscheidungen getroffen, dokumentiert und kommuniziert werden. COVID-19 Patienten mit schwerer respiratorischer Insuffizienz, bei denen eine endotracheale Intubation und mechanische Beatmung oder die Unterstützung mehrerer Organe nicht als angebracht erachtet würde, werden den Reanimationsversuch nach einem Herzstillstand höchstwahrscheinlich nicht überleben.
- Persönliche Schutzausrüstung (PSA) muss verfügbar sein, um das Personal bei Reanimationsmaßnahmen zu schützen. Es wird zur Kenntnis genommen, dass dies zu einer kurzen Verzögerung des Beginns der Herzdruckmassage führen kann, aber die Sicherheit des Personals ist von größter Bedeutung.
- Thoraxkompressionen haben das Potenzial, Aerosole zu erzeugen, und Atemwegsinterventionen sind aerosolerzeugende Verfahren. Das Gesundheitspersonal sollte daher vor Beginn der Herzdruckmassage und/oder der Atemwegsinterventionen eine persönliche Schutzausrüstung (PSA) anlegen (anziehen); mindestens eine FFP3-Maske (FFP2 oder N95, wenn FFP3 nicht verfügbar ist), Augen- und Gesichtsschutz, einen langärmeligen Kittel und Handschuhe, bevor diese Verfahren durchgeführt werden.
- Stellen Sie sicher, dass sich zwischen dem Beatmungsbeutel und dem Atemweg (Maske, supraglottischer Atemweg, Trachealtubus) ein Virenfilter (Wärme- und Feuchtigkeitsaustauscherfilter (HME-Filter) befindet, um die ausgeatmeten Atemzüge zu filtern.
- Das Anlegen von Defibrillator-Pads und die Abgabe eines Schocks von einem AED/Defibrillator ist wahrscheinlich kein aerosolerzeugender Eingriff und kann vom medizinischen Personal mit einer flüssigkeitsresistenten chirurgischen Maske, Augenschutz, kurzärmeliger Schürze und Handschuhen durchgeführt werden.
Abfolge der Maßnahmen bei einem stationären Herzstillstand eines Patienten mit bestätigtem oder vermutetem COVID-19
- Wenn ein Patient bewusstlos ist und nicht atmet, rufen Sie um Hilfe
- Lebenszeichen/Puls überprüfen. Hören Sie NICHT auf Atemgeräusch; legen Sie NICHT Ihre Wange nahe an das Gesicht des Patienten.
- Schicken Sie jemanden, der einen Notruf absetzt, erwähnt, dass es sich um einen COVID-19 Patienten handelt und einen Defibrillator mitbringt.
- Wenn ein Defibrillator sofort verfügbar ist, schalten Sie ihn ein, legen Sie die Defibrillator-Pads an und geben Sie einen Schock ab, wenn der Rhythmus Kammerflimmern/pulslose Kammertachykardie (VF/pVT) ist. Bleibt der Patient in VF/pVT und tragen Sie eine adäquate PSA zur Vorbeugung, beginnen Sie mit der Herzdruckmassage. Wenn nicht, geben Sie bis zu zwei zusätzliche Stöße (falls angezeigt), während andere Mitarbeiter des Gesundheitswesens eine PSA anlegen.
- Wenn Sie einen AED verwenden, folgen Sie den Anweisungen und geben Sie, falls angezeigt, einen Schock ab; beginnen Sie erst mit der Herzdruckmassage, wenn Sie eine PSA tragen.
- Legen Sie die PSA an (falls nicht bereits angelegt).
- Keine Thoraxkompression oder Eingriffe an den Atemwegen ohne PSA vornehmen.
- Beschränken Sie die Anzahl des Personals im Zimmer oder am Bett. Weisen Sie hierfür eine Person am Zimmereingang zu. Alles nicht unmittelbar benötigte Personal sollte Abstand zum Patienten halten und geschützt bleiben.
- Wenn keine Lebenszeichen vorhanden sind, ist mit der Herzdruckmassage zu beginnen (kontinuierlich, bis der Beatmungsbeutel zur Verfügung steht).
- Falls nicht bereits geschehen, ist eine Sauerstoffmaske anzulegen und Sauerstoff zu geben. Die Maske am Patienten zu belassen, bis ein Beatmungsbeutel eintrifft.
- Wenn ein Beatmungsbeutel zur Verfügung steht, mit einem Kompressions-zu-Beatmungsverhältnis von 30:2 fortfahren. Sicherstellen, dass sich zwischen dem Beatmungsbeutel und dem Atemweg (Maske, supraglottischer Atemweg, Trachealtubus) ein Virusfilter (HME-Filter oder HEPA-Filter) befindet, um die ausgeatmeten Atemzüge zu filtern.
- Die manuelle Beatmung mit einem Beatmungsbeutel mit Maske sollte auf ein Minimum reduziert und nur von erfahrenem Personal unter Verwendung einer 2-Personen-Technik durchgeführt werden, da eine schlecht sitzende Maske/unzureichende Abdichtung eine Aerosolbildung fördern kann. Die Person, die Kompressionen durchführt, kann pausieren, um den Beutel zusammenzudrücken.
- Erfahrenes Personal in der Sicherung von Atemwegen sollte einen supraglottischen Atemweg einführen oder frühzeitig endotracheal intubieren, so dass die Dauer der Beutel-Masken-Beatmung minimiert wird. Erwägen Sie eine Videolaryngoskopie zur endotrachealen Intubation durch Personal, welches mit der Anwendung vertraut ist – dadurch kann die intubierende Person weiter vom Mund des Patienten entfernt bleiben.
- Wenn ein supraglottischer Atemweg gelegt wurde, verwenden Sie ein Beatmungsverhältnis von 30:2 für die Thoraxkompression, wobei die Thoraxkompressionen unterbrochen werden, um die Beatmung zu ermöglichen. Dadurch wird das Risiko der Aerosolbildung durch Gasleckagen aus der Dichtung zwischen supraglottischem Atemweg und Kehlkopf minimiert.
- Ziehen Sie in Betracht, die CPR vorzeitig abzubrechen, wenn behandelbare reversible Ursachen des Herzstillstands behoben wurden.
- Wenn eine prolongierte CPR erforderlich ist, sollte die Verwendung einer mechanischen Thoraxkompressionshilfe in den Bereichen in Betracht gezogen werden, die mit ihrer Anwendung vertraut sind.
- Stellen Sie sicher, dass Sie die PSA sicher ausziehen, um eine Selbstkontamination beim Entkleiden zu verhindern.
- Führen Sie eine Nachbesprechung im Team durch.
Reanimation bei intubierten Patienten zum Zeitpunkt des Herzstillstands
- Die Helfer sollten PSA gegen aerosolbedingte Infektion tragen.
- Im Falle eines Herzstillstands bei einem intubierten und mechanisch beatmeten Patienten darf der Atemweg während der CPR nicht diskonnektiert werden, um die Bildung von Aerosol zu vermeiden.
- Erhöhen Sie den FiO2 auf 1,0 und stellen Sie das Beatmungsgerät auf 10 Atemzüge pro Minute ein.
- Überprüfen Sie schnell das Beatmungsgerät und die Beatmungseinstellungen, um sicherzustellen, dass diese nicht zum Herzstillstand beigetragen haben, z.B. durch verstopften Filter, Atemstauung mit hohem Auto-PEEP oder mechanisches Versagen. Befolgen Sie die lokalen Protokolle bezüglich der Diskonnektion des Beatmungsgeräts, um die Aerosolbildung zu minimieren, z.B. Klemmen des Schlauchs vor Diskonnektion, Verwendung von HME-Filtern usw.
Reanimation bei Patienten in Bauchlage
COVID-19-Patienten werden häufig in Bauchlage beatmet, da dies die Oxygenierung verbessern kann. Die meisten dieser Patienten werden intubiert, aber in einigen Fällen können auch wache, nicht intubierte COVID-19-Patienten in der Bauchlage behandelt werden.
Im Falle eines Herzstillstands bei nicht intubierten Patienten in Bauchlage muss der Patient sofort in Rückenlage gedreht und mit der Herzdruckmassage begonnen werden, falls das medizinische Personal bereits die PSA trägt.
Im Falle eines Herzstillstands bei einem intubierten Patienten in Bauchlage ist es möglich, durch Drücken auf den Rücken des Patienten Thoraxkompressionen durchzuführen. Dies kann eine gewisse Perfusion lebenswichtiger Organe bewirken, während sich ein Team darauf vorbereitet, den Patienten wie folgt in Rückenlage zu drehen:
- Die Helfer sollten eine aerosolprotektive PSA tragen.
- Kompression zwischen den Schulterblättern mit der üblichen Tiefe und Geschwindigkeit (5 bis 6 cm bei 2 Kompressionen pro Sekunde).
- Drehen Sie den Patienten in Rückenlage, wenn:
– die Kompressionen unwirksam sind: sehen Sie sich die arterielle Kurve an und streben Sie einen diastolischen Druck von mehr als 25 mmHg an
– die Eingriffe den Patienten in Rückenlage erfordern, z.B. bei Atemwegproblemen
– eine Wiederkehr des Spontankreislaufs (ROSC) nicht innerhalb weniger Minuten erzielt werden kann.
- Das Drehen des Patienten in Rückenlage erfordert zusätzliche Hilfe – planen Sie dies frühzeitig.
- Für die Platzierung der Defibrillator-Pads in Bauchlage gibt es folgende Optionen:
– Anterior-posterior (vorne und hinten) oder
– Bi-axillar (beide Achselhöhlen).
Präklinische Wiederbelebung
Die meisten der Grundsätze, die für die Behandlung eines innerklinischen Herzstillstands bei Erwachsenen mit bestätigtem oder vermutetem COVID-19 beschrieben werden, gelten auch für die ALS Maßnahmen bei solchen Patienten mit Herzstillstand außerhalb des Krankenhauses. Im Zusammenhang mit COVID-19 wird die frühzeitige Erkennung der Situation durch den Leitstellendisponenten es dem Personal der Hilfskräfte ermöglichen, so schnell wie möglich eine adäquate PSA anzulegen.
Literatur
- COVID-19 infection risk to rescuers from patients in cardiac arrest.https://costr.ilcor.org/ document/covid-19-infection-risk-to-rescuers-from-patients-in-cardiac-arrest.
- Couper K, Taylor-Phillips S, Grove A, Freeman K, Osokogu O, Court R, Mehrabian A, Morley PT, Nolan JP, Soar J, Perkins GD. COVID-19 in cardiac arrest and infection risk to rescuers: a systematicreview Resuscitation https://doi.org/10.1016/j.resuscitation.2020.04.022
- Perkins GD et al. International Liaison Committee on Resuscitation: COVID-19 Consensus on Science, Treatment Recommendations and Task Force Insights. Resuscitation 2020 in press
Comments are closed