Es kursieren offensichtlich seit einiger Zeit Daten zum Thema #SarsCoV2, #Covid-19 und #Impfung aus UK im Internet und in den Sozialen Medien. Diese Daten suggerieren eine erhöhte Sterblichkeit bei Menschen, die geimpft sind im Vergleich zu solchen, die nicht gegen SarsCoV2 geimpft wurden.
Also, was ist hier los?
Ausgewählt hat man hier die Altersgruppe der 10- bis 59-Jährigen. Diese Gruppe wurde dann unterteilt in vollständig geimpfte und umgeimpfte. Diese Gruppen hat man dann miteinander verglichen. Die Todesursache wurde hier nicht berücksichtigt, es wurden also alle Todesursachen eingeschlossen. In diesem Vergleich fiel dann auf, dass die Sterblichkeit in der Gruppe vollständig geimpfter Menschen etwa doppelt so hoch war wie bei ungeimpften Personen.
Man schloss daraus, dass die Impfung Ursache für diese Beobachtung sei, unterstellte paradoxe Wirkungen durch Impfung und trat eine Diskussion über die „Pandemie der Geimpften“ los. Allerdings ist der kausale Zusammenhang zu COVID-19-Impfstoffen aus der Luft gegriffen. Vielmehr handelt es sich um einen statistischen Fehler durch die Gruppierung und daraus resultieren falsche Schlussfolgerungen.
Sehen wir genauer hin:
Die Analyse verglich zwei Gruppen (Geimpft und Ungeimpft) aus einer jeweils sehr breiten Altersspanne von 10- bis 59-Jährigen. Die Auswahl dieser großen Altersspanne ist sehr beeinträchtigend, da die unterschiedlichen Zeitpunkten bei der Einführung der Impfstoffe nicht berücksichtigt wurden. Und das hat hier einen erheblichen Einfluss, denn natürlich wurden auch in England bei der Einführung des Impfstoffs Prioritäten gesetzt und ältere Menschen früher geimpft als jüngere.
Ältere Menschen und gefährdete Personen konnten sich in England bereits im Dezember 2020 gegen COVID-19 impfen lassen, während jüngere Altersgruppen erst später geimpft wurden. Den 12- bis 15-Jährigen wurden die Impfungen zum Beispiel erst ab September 2021 angeboten und zum Zeitpunkt der Erstellung der Daten am 1. Dezember gab es noch gar keine flächendeckende Einführung für Kinder unter 12 Jahren (wir erinnern uns: Kinder unter 12 waren hier ebenfalls mit eingeschlossen). Jüngere Bevölkerungsgruppen in England hatten zum Zeitpunkt der Datstellung also folglich niedrigere Impfquoten als ältere Altersgruppen. Das hat zur Folge, dass in der breiten Altersgruppe der 10- bis 59-Jährigen die geimpfte Gruppe im Durchschnitt viel älter war als die ungeimpfte Gruppe.
Da die Sterblichkeitsraten für ältere Menschen naturgemäß höher sind, und aufgrund der genannten Impfeinführung deutlich mehr ältere Personen in der Gruppe geimpfter Personen enthalten waren, zeigt sich auch eine erhöhte Sterblichkeitsrate für die geimpfte Bevölkerung im Vergleich zur ungeimpften Bevölkerung in dieser Gegenüberstellung. Tatsächlich verglich man hier also versehentlich auch ein großes Stück weit die Sterblichkeit zwischen alten und jungen Menschen unabhängig von der Todesursache. Und da ist das Ergebnis nun wirklich nicht überraschend, denn es kann davon ausgegangen werden, dass die jährliche Sterblichkeitsrate am älteren Ende des untersuchten Altersspektrums von 10-59 Jahren mehr als 50 Mal höher ist als die Sterblichkeitsrate am jüngeren Ende des Spektrums (mit 478,2 pro 100.000 Todesfällen bei den 55-59-Jährigen und 8,8 pro 100.000 bei den 10-14-Jährigen).
Bis heute gibt es also KEINEN Hinweis auf eine durch Impfung verursachte Sterblichkeit, wenn man die veröffentlichten vollständigen Impfdaten (2 Dosen) und die Altersverteilung entsprechend der Impfeinführung berücksichtigt.
Da sowohl das Sterberisiko als auch die Impfraten in den einzelnen Altersgruppen stark variieren, ist die Zusammenfassung der dramatisch ungleichen Altersverteilung ein Beispiel für die Verzerrung, die auch als „Simpson-Paradoxon“ bezeichnet wird. Eine ähnliche Panne gab es schon einmal in Verbindung mit einer Diskriminierungsklage an der University of California in Berkeley (wer sich hier belesen will, findet ausgesprochen viel im Web).
Fazit:
Es stimmt, dass die Altersgruppe der 10- bis 59-Jährigen zum Zeitpunkt der Beobachtung eine höhere Sterblichkeitsrate bei geimpften Personen aufweist. Dies ist jedoch nicht darauf zurückzuführen, dass Impfstoffe Todesfälle verursachen. Vielmehr handelt es sich hierbei um die Folgen einer schlechten Definition zu großer Altersgruppen sowie die fehlende Berücksichtigung der Tatsache, dass die Impfraten in den älteren Altersgruppen zum Zeitpunkt der Datenerhebung viel höher waren als es bei den jungen Menschen der Fall war. Es bleibt dabei, egal ob gegen Delta oder Omikron: die Impfung reduziert die Wahrscheinlichkeit der schweren Infektion, reduziert die Wahrscheinlichkeit der Hospitalisierung, reduziert deutlich die Sterblichkeitsrate und ist sicher.
Tolle Blogposts, ergänzend zu diesen Ausführungen:
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