In Deutschland wie auch in anderen Ländern ist es üblich, Patienten mit einem akuten kardialen Lungenödem Morphin oder ein Benzodiazepin zu geben. Ziel soll es sein, das Gefühl der Luftnot und der Angst zu mindern und auch die Toleranz der NIV-Maske (fest aufsitzende Maske über Mund und Nase, die u.a. das Atmen erleichtern soll, besser zu tolerieren.
Allerdings fehlt bis zum heutigen Tag die Evidenz dafür, dass die Gabe von Morphin oder Benzodiazepinen wirklich hilfreich sind.
Mit dieser Frage hat sich nun eine spanische Arbeitsgruppe in der MiMo Trial (Midazolam versus morphin in acute cardiogenic pulmonary oedema: results of a multicentric, open-label, randomized controlled trial) beschäftigt.
Die Ergebnisse zeigen keinen Unterschied im harten Endpunkt der Mortalität zwischen den jeweils 55 Patienten der beiden Gruppen. Allerdings war zu erkennen, dass es durch die Gabe von Morphin signifikant häufiger zu unerwünschten Nebenwirkungen kam, sodass man sich, wenn man sich wirklich hierzu entscheiden möchte, im Wirkstoff eher für Midazolam entscheiden sollte.
Die Studie ist wirklich gut gemacht. Allerdings schloss sie nur 111 Patienten ein, was die Aussagekraft ein wenig schmälert, denn sie musste früher als geplant abgebrochen werden, da die geplante Interimsanalyse bereits die großen Unterschiede zwischen Morphin und Midazolam zeigte und eine Weiterführung somit nicht zu verantworten war. Dennoch ist sie aus meiner Sicht wegweisend in der Entscheidung, zu welchem Wirkstoff man greifen möchte.
Was mich allerdings persönlich stört ist, dass jegliche Evidenz dafür fehlt, dass diese medikamentöse Therapie einer guten persönlichen Betreuung (“talking down”) wirklich überlegen ist.
Aus meiner Sicht hat der menschliche Kontakt mit persönlicher Betreuung und einem resultierenden Vertrauensaufbau noch immer eine herausragende Wirkung auf das Angstgefühl bei Atemnot. Und auch wenn in unserem Alltag oft die Zeit dafür fehlt, sollte dies doch die erste Maßnahme sein, um unseren Patienten die Angst zu nehmen bis die eigentliche Therapie (NIV-Therapie, etc.) ihre Wirkung zeigt.
Die Studie findet Ihr hier (Paywall): Zur Studie
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