Am 6. September ist erneut eine Studie erschienen, die den präklinischen Einsatz verschiedener Scores retrospektiv miteinander verglich, um herauszufinden, welcher denn nun (perfekt) geeignet sei, um eine Sepsis im präklinischen Umfeld zu erkennen.
Gescreent wurde in dieser Arbeit aus England 24.955 Patient:innen, wobei im Ausschlussverfahren schließlich 655 genauer unter die Lupe genommen wurden.
Im Ergebnis musste zusammengefasst werden, dass keine Kombination aus Frühwarnscore und diagnostischem Eindruck des Rettungsfachpersonals eine Sensitivität von mehr als 0,8 und einen positiven Vorhersagewert von mehr als 0,15 für Sepsis ergab. Welcher Kompromiss zwischen Sensitivität und positivem Vorhersagewert angemessen ist, hängt von den Folgen der Prioritätensetzung ab. Wenn jedoch mehr als fünf Personen pro Sepsisfall priorisiert werden (was die Folge einer Strategie mit einem positiven Vorhersagewert von 0,15 oder weniger wäre), besteht die Gefahr, dass die Kapazitäten der Notaufnahme überlastet werden und eine sinnvolle Priorisierung verloren ginge. Es bleibt somit die Herausforderung aus Vorsicht und Belastung vorhandener Ressourcen.
Letztlich hat sich im Vergleich aller Scores der NEWS-2 (Quelle) am besten geschlagen.
Allerdings ist auch dieser Score nur eine Unterstützung und eben nicht der allseits erhoffte „heilige Gral“, um die Sepsis frühzeitig in der Präklinik zu erkennen, ohne über vorhandene Ressourcen hinaus falsch positiven als Sepsis deklarierten Patient:innen in die Klinik zu transportieren.
Es bleibt dabei: die Sepsis ist eine klinische Diagnose, die abgesehen von Scores auch gut geschultes Fachpersonal braucht, das im Falle eines Falles an das tödliche Erkrankungsbild denkt und entsprechend handelt.
Die Studie (open access) findet Ihr hier!
Und denkt daran:
Der beste Erfahrungsschatz und der schönste Score helfen uns auch nicht weitern, wenn wir die uns zur Verfügung stehenden (Vital-)Parameter nicht sorgfältig erheben, verwerten und im Verlauf kontrollieren.
#einfachMedizin
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